Das Anfang August in einer mittelalterlichen Grube entdeckte Tierskelett ist vermutlich doch kein Schwein, sondern ein Rind. Die genaue Bestimmung der Spezies sowie das Alter und Geschlecht stehen noch aus. Die Knochen gehen kommende Woche auf die Reise nach Süddeutschland, um archäozoologisch untersucht zu werden.
Zu diesem einen Rind haben sich im Laufe der vergangenen Woche zwei weitere, die ebenfalls komplett in das Erdreich gelangt sind, hinzugesellt. Auch die neuen Befunde stammen nachweislich der in der Grubenverfüllung gemachten Funde aus dem späten Mittelalter oder aus dem Übergang zur frühen Neuzeit. Rätselhaft bleibt jedoch nach wie vor, warum die Tiere komplett, also unzerlegt, in das Erdreich gelangten.

In der Zwischenzeit gehen die Arbeiten am ehemaligen Haus Große Rosenstraße Nr. 7 dem Ende entgegen. Der älteste Gebäudegrundriss ist aus dem Jahre 1893 erhalten und stimmt in der Breite und Länge des gesamten Gebäudes mit den während der Grabung freigelegten Mauerkronen überein. Ansonsten sind nur wenige historische Informationen über dieses Gebäude verfügbar. Dieses Haus ist vor allem im Süden (Richtung Große Rosenstraße) stark beschädigt worden und große moderne Gruben haben die alten Fußböden hier gänzlich zerstört.

Im nördlichen Teil des Gebäudes sind die Fußböden jedoch lehrbuchhaft erhalten geblieben. Zwar sind auch diese stellenweise durch jüngere Gruben gestört, dabei handelt es sich aber um Störungen, die selbst sehr alt sind und für die Geschichte des Wohnquartiers relevante Funde enthalten, wie beispielsweise die Steinzeug-Scherbe aus dem Jahr 1600.

Aus derselben Abfallgrube, die in die Zeit nach 1600 datiert werden kann, stammt auch eine Eisenschere. Sie stellt ein weiteres Puzzlestück dar, mit dem das Alltagsleben der Weber und Tuchmacher in diesem Quartier rekonstruiert werden kann. Damit liegen nun schon mehrere Spinnwirtel, das Fragment eines Webgewichts, erhaltene Stoffreste, Bleiplomben zur Versiegelung der Tuchballen, kupferne Nadeln und schließlich diese Schere vor.

Das Spätmittelalter ist auf der untersuchten Fläche bislang überwiegend in Form unterschiedlich großer Gruben und aus den jüngeren Schuttschichten stammende Einzelfunde vertreten. Es hat den Anschein, dass im westlichen Bereich, also mit zunehmender Entfernung von der Johannisstraße die Gruben spärlicher werden. Auch die drei Gruben aus denen die Rinderknochen geborgen werden konnten, treten ab einer Linie an der westlichen Außenmauer des Gebäudes Nr. 7 auf. Der weitere Verlauf der Grabung, insbesondere die Ausgrabung des ehemaligen Gebäudes Nr. 8, können noch einige Überraschungen bieten, zumal in diesem Gebiet das Fragment des Aquamanile gefunden wurde. Erste Abtragsarbeiten hier haben schon begonnen und unter anderem die eingangs erwähnte Grube mit den Rinderknochen erbracht. Südlich angrenzend befindet sich ein moderner aus Backsteinen aufgemauerter Keller, der randvoll mit Schlacke, Glasscherben und Gesteinstrümmern verfüllt ist. In diesem Bereich ist vermutlich nicht mehr mit einer Befunderhaltung zu rechnen.
