Gegen Ende des heutigen Arbeitstages wurde beim Säubern einer bislang unkartierten Bruchsteinmauer ein besonderer Fund gemacht. Ein tönerer Pferdekopf. Der Hals ist hohl und das Pferdemaul ist durchbohrt und diente ursprünglich als Ausguss für ein tönernes tiergestaltiges Gefäß. Solche ursprünglich aus dem Nahen Osten stammenden Gefäße dienten der Handwaschung – in diesem speziellen Fall vor den Mahlzeiten. Seine Blütezeit hatte das Aquamanile genannte Gefäß im Hoch- und Spätmittelalter und wurde von den Kreuzrittern um 1200 als Idee nach Europa gebracht. Im liturgischen Bereich verwendete man meist ein Aquamanile aus Metall.
Das Aquamanile aus unserer Grabung besteht aus einem feinen sandgemagerten Ton und wurde klingend hart gebrannt, so dass es vorzüglich zur Aufbewahrung von Wasser diente. Der Pferdekopf ist an den Ohren und der Mähne leicht bestoßen/beschädigt, der untere Teil des runden Pferdemauls ist leicht abgeplatzt. Die Bruchstelle am Hals ist glatt. Das Fragment ist etwa 10 cm lang, 7 cm hoch und misst an der breitesten Stelle 4 cm.
Der Pferdekopf ist auf und entlang der Mähne sowie als Angabe der Blesse mit einer feinen Punkt-Kreis-Verzierung versehen.

Als Luxusartikel – zunächst des Adels und des Klerus – war ein Aquamanile auch für die wohlhabenderen Bürger begehrenswert, insbesondere, um die Tischsitten der gesellschaftlichen Elite zu kopieren und dadurch den eigenen Status aufzuwerten. Das Bruchstück aus unserer Grabung war entweder eine reine pferdegestaltige Aquamanile oder aber Teil einer Ritteraquamanile, die einen berittenen Krieger darstellt. Mit Glück lassen sich weitere Bruchstücke dieses seltenen Fundstückes finden, um die Deutung und Datierung zu präzisieren. Vorläufig wird die Aquamanile von 1200 bis in das 15./16. Jahrhundert datiert.