Die 8. Grabungswoche

Hochsommerliche Hitze lässt die Ausgrabungsareale derzeit zum Backofen werden. Bei Temperaturen von über 40°C, ungeschützt der prallen Sonne ausgesetzt, gehen die Abtragsarbeiten nur mühsam voran. Dennoch lassen sich wieder einige Ergebnisse vorweisen. Die Arbeiten am nunmehr vierten vollständigen Gebäude laufen auf Hochtouren und erste Konturen der erhaltenen Mauern lassen sich aus dem Boden präparieren. Das Gebäude, das ehemals Hausnummer 8 an der Großen Rosenstraße trug, ist nur noch im Bereich eines rechteckigen Kellerbereichs fassbar. Die restlichen Fundamente wurden bei Bautätigkeiten in den letzten rund 70 Jahren vollkommen abgetragen. Ein Hinweis darauf, dass dieses Gebäude gänzlich anders gebaut war als die anderen untersuchten Bauten, weiter östlich. Der Kellerbereich ist mit Schutt aus Steinen, zerbrochenen Ziegeln und Mörtel verfüll und einige modernen Leitungen und Schächte verlaufen durch bzw. liegen in diesem Kellerbereich.

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Der nordwestliche Bereich des ehemaligen Gebäudes Nr. 8 an der Großen Rosenstraße ist stark von moderner Bautätigkeit in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die weitere Bearbeitung der Tierknochen hat ergeben, dass unter den vermeintlichen Rinderskeletten ein Pferdeskelett war. Es liegen nunmehr also vor: Ein Rinderskelett (nur Hinterbeine und Becken), ein Pferdeskelett (nur Schädel, Halswirbel, Vorderläufe) und ein vollständig erhaltenes Rinderskelett. Die unvollständigen Skelette sind durch Bautätigkeiten zerstört worden, müssen ursprünglich auch wohl komplett ins Erdreich gelangt sein. Alle drei Skelette stammen aus mittelalterlichen Gruben.

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Nahezu vollständig erhaltenes Rinderskelett.

Schließlich wurden während der Grabung auch einige Spolien, also wiederverwendete Bauelemente, entdeckt, die in den jüngsten Bruchsteinmauern verbaut waren. Dabei handelt es sich um sauber zugearbeitete Sandsteinfragmente, die ursprünglich als Fensterbrett und Fenstereinfassung gedient haben. Unter den Spolien fand sich auch ein besonderes Stück, das mit einer Inschrift, einer Zierleiste und offenbar auch mit einer figürlichen Szene verziert war. Von der figürlichen Szene ist nur ein linker nackter Fuß erhalten, die ursprünglich mindestens zweizeilige Inschrift beginnt mit „Prae…“. Es müssen noch einige weitere Nachforschungen angestellt werden, um die Funktion dieser Spolie und ihre zeitliche Einordnung herauszufinden.

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Die interessanteste von mehreren in Mauern verbauten Spolien, die während der Grabung geborgen werden konnten.

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