Vortrag auf der 1. Campus Nacht der Uni Osnabrück

Im Rahmen der 1. Campus Nacht an der Universität Osnabrück, am 10. Juni 2017, wurde auf Einladung des Fachs Textiles Gestalten ein Vortrag zu den Ausgrabungen an der Großen Rosenstraße 2015/16 gehalten. Etwas mehr als 20 Zuhörer_innen verfolgten die Ausführungen von Dr. Daniel Lau zu den Grabungsergebnissen, die ein kleines Fenster in die Vergangenheit zu den Osnabrücker Wollwebern und Tuchmachern öffneten. Im Anschluss an den etwa 30-minütigen Vortrag folgte eine Führung zum ehemaligen Ausgrabungsgelände sowie zur laufenden Schaufensterausstellung in der Seminarstraße.

Vortragsskript und Keynote-Präsentation werden allen Interessierten zum Herunterladen zur Verfügung gestellt: Keynote-Präsentation / Vortragsskript

 

NOZ berichtet über Ausstellung in Seminarstraße

Detailaufnahme eines der Textilreste, das während der Grabung im Sommer 2016 an der Großen Rosenstraße gefunden wurde.

Die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet aktuell (31. Mai/01. Juni 2017) über die laufende Ausstellung in der Seminarstraße. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die entdeckten Textilreste nicht, wie in dem Artikel beschrieben, aus einer mittelalterlichen „Kanalisation“ stammen, sondern aus einer Kloake, also einer am Haus befindlichen Latrine ohne „Kanalisationsanschluss“. Latrinen mussten regelmäßig ausgeschaufelt werden, so dass sich stets die letzte Schicht der Verfüllung in ihnen erhalten hat. Der Luftabschluss in den Fäkal- und Abfallschichten sorgte dafür, dass sich auch organische Reste erstaunlich gut erhalten haben.

Hier geht es zum Artikel der NOZ, der nun auch im Pressespiegel zu finden ist.

Culture „to go“: Ausstellung an der Seminarstraße

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Foto: Judith Franzen (Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück)

In Kooperation mit dem Fachgebiet Textiles Gestalten der  Universität Osnabrück (Prof. Dr. Bärbel Schmidt) ist seit Anfang Mai die kleine Ausstellung Der Rosenstrater: Textilarchäologie vor der Haustür zu sehen. Ausgewählte Exponate, die mit dem mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Textilhandwerk in Verbindung stehen, können direkt an der Seminarstraße im Schaufenster betrachtet werden. Die Ausstellung läuft noch bis Ende Juni.

 

Die Ofenkacheln

okIn dieser Woche werden die glasierten und figürlich verzierten Ofenkachelfragmente vorgestellt, die während der Grabung gefunden wurden. Nadine Knuck hat einen einleitenden Text mit Fundkatalog zusammengestellt. Schwerpunktmäßig lassen sich die Funde in das späte 16./frühe 17. Jahrhundert datieren, also genau dem Zeitraum, in dem die Osnabrücker Wollweber vermutlich am einflussreichsten waren. Es wundert daher nicht, dass sie – zu einigem Wohlstand gekommen – sich aufwendig verzierte Kachelöfen leisten konnten.

Glasfunde

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Frisch aus der Erde geholt. Die Unterseite eines Standfußes von einem spätmittelalterlichen Stangen- oder Kolbenglas.

Heute ist Glas allgegenwärtig – von der Getränkeflasche über Fensterglas bis hin zum Display oder den Glühlampen. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit hingegen waren Objekte aus Glas noch immer denjenigen vorbehalten, die sich teure Luxusgüter leisten konnten. Dennoch stammen auch aus dem Wollweberquartier an der Großen Rosenstraße einige wenige Objekte aus Glas. Lara Helsberg hat die Glasfunde ausgewertet und in einem Katalog zusammengestellt. Die Masse der Funde stammen aus dem 17./18. Jahrhundert, dennoch können wenige Stücke bis in das 14./15. Jahrhundert zurückdatiert werden. Jüngeres Material aus dem 19./20. Jahrhundert konnte bei der Auswertung nicht berücksichtigt werden, ab dieser Zeit tritt Glas massenhaft in Erscheinung.

Spinnwirtel

wirtelDie Schwungmasse am unteren Ende der Handspindel wird Spinnwirtel genannt.. Solche Wirtel finden sich seit der Steinzeit in archäologischen Befunden und weisen die Verarbeitung von Rohfasern wie Wolle oder Flachs zu Garn nach. In Osnabrücks Wollweberquartier, der Großen Rosenstraße, wurden ein Dutzend Spinnwirtel in spätmittelalterlichem bis frühneuzeitlichem Kontext gefunden und deuten auf die Produktion von Garn im Hauswerk hin. Einen übersichtlichen und kommentierten Katalog zu den Funden hat Kim Koehn zusammengestellt.

Die Tonpfeifen

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Verzierte Stielfragmente unterschiedlicher Tabakspfeifen aus Ton.

Als weiterer Beitrag zu den Funden von der Großen Rosenstraße folgt heute eine Übersicht der Tonpfeifenfragmente. Diese Fundgruppe taucht im Raum Osnabrück erst gegen Ende des 16. und im frühen 17. Jahrhundert auf. Die ältesten Tonpfeifenfragmente aus den Grabungen von 2015 und 2016 an der Großen Rosenstraße stammen aus dem Zeitraum zwischen 1620 und 1680. Tabakspfeifen aus Ton wurden bis in das 20. Jahrhundert hinein hergestellt. Weitere Informationen zur Thematik finden sich im Fundkatalog, der ab sofort auch im Bereich Grabungsdokumentation zu finden ist.

Die Münzfunde

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3 Pfennig aus Osnabrück, von 1703

Fünf Münzen (aus dem 13. bis 20. Jahrhundert) wurden in der Kampagne im Sommer 2016 an der Großen Rosenstraße gefunden. Der kleine Katalog der entdeckten Münzen ist der Auftakt für weitere Kurzbearbeitungen, die hier auf dem Blog in den nächsten Wochen vorgestellt werden sollen. Diese Arbeiten werden in der neuen Rubrik Grabungsdokumentation archiviert und stellen übersichtsartig das reiche Fundmaterial vor. Jeder Fundkatalog enthält eine kleine Einleitung zur Fundgruppe, einen ausführlichen Katalog der Funde und ein kurzes Literaturverzeichnis. Damit sollen die Funde zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung zur Verfügung gestellt und ein Beitrag zu einer „offenen“ archäologischen Forschung geleistet werden.

Grabungsdokumentation

Eine neue Rubrik wird eingeführt: Die Grabungsdokumentation. Die Seite befindet sich als Unterpunkt zu „Die Ausgrabung“ in der Navigationsleiste. Hier sollen nach und nach die Ergebnisse der archäologischen Auswertung hinzugefügt werden. Ziel ist es, Funde und Befunde vorab der interessierten Öffentlichkeit aber auch der Fachwelt als Referenz zur Verfügung zu stellen. Umfangreichere Analysen werden später in entsprechenden wissenschaftlichen Medien publiziert werden.

Grabungspläne

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Nach längerer Pause möchten wir uns im Blog wieder zu Worte melden und einen ersten Plan der Grabung veröffentlichen. Der Plan zeigt schematisch die Umgebung der untersuchten Fläche an der Großen Rosenstraße: südlich der Straße (am unteren Rand des Plans) sind die Wohngebäude und im Norden das alte Wöhrl-Parkhaus sowie das nach Westen angrenzende Gebäude der Universität Osnabrück angegeben. In der Mitte des Plans ist die Lage der vier in den Jahren 2015 und 2016 untersuchten Flächen (Schnitte 1-4) eingezeichnet. Ingesamt wurde eine Fläche von rund 2000 Quadratmetern untersucht. Die hellgrau gerasterten Flächen markieren ausgegrabene Mauern, alle Erdbefunde (Gruben, Fußböden, Schichten usw.) sind nur im Umriss dargestellt.

Zwischen den einzelnen auf diese Weise verzeichneten Flächen/Befunden scheinen große „weiße“ Lücken zu klaffen, so als ob dort nichts gefunden worden wäre. Wenn man jedoch in einem weiteren Plan die unausgegrabenen Bereiche und die modernen Störungen durch Leitungen hinzufügt, wird ersichtlich, wie zerstört die untersuchte Fläche war. In dem erweiterten Plan geben schrägschraffierte Bereiche moderne Störungen durch Leitungen oder Baugruben an, kreuzschraffierte Bereiche kennzeichnen die nicht untersuchten Flächen, da sie entweder modern überbaut waren (wie im Ausfahrtbereich des Parkhauses in Schnitt 3) oder weil sie so tiefgründig modern zerstört waren, dass eine Grabung nach älteren Befunden aussichtslos war. Die roten Linien geben vorhandene oder über Pläne rekonstruierare Gebäudemauern im Bereich des Grundstücks Große Rosenstraße 4/5 (Schnitt 1 und 3) und im Bereich der alten Molkerei (Schnitt 4) an.